Vimbuza Tanz, Träume und Tabus – ein ethnopsychoanalytischer Blick auf die Heilkunst Malawis
DOI:
https://doi.org/10.15136/2021.8.2.60-82Abstract
In diesem Artikel werden Ausschnitte einer Forschungsreise im Jahr 2018 in Malawi skizziert, die sich unter anderem mit traditionellen Heiler*innen und ihren Arbeitsweisen beschäftigt hat. Die Wichtigkeit der Hexerei, der Träume und der Ahnen sind tief in der Gesellschaft Malawis verwurzelt und erfüllen regulatorische Funktionen innerhalb des Dorfes. Besonders der Vimbuza Heiltanz wird betrachtet. Ein Tanz, der von einer persönlichen Besessenheit ausgeht. Ausgelöst durch einen Chimbuza, der die Geister der Vergangenheit darstellt und der Gemeinschaft als Ahnengeist zur Seite steht. Diese Besessenheit kann sich an den unterschiedlichsten Symptomen, körperlich wie psychisch zeigen und geht meist mit personellen, sowie gemeinschaftlichen Veränderungen einher, zum Beispiel einer Heirat. Der Tanz dient der Beruhigung des Spirits und lässt ihn wieder einschlafen. Ausschnitte des Kulturkontaktes sollen dazu dienen, einen umfassenderen Einblick in die Dynamik des Heiltanzes und der Gemeinschaft Malawis zuzulassen. Hierbei wurden auf Träume, Gespräche und persönliche Eindrücke zurückgegriffen, die mittels ethnopsychoanalytischen Zuganges beleuchtet wurden.
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