Techno-Futurismus oder technologischer Humanismus?

Zur zukunftsfähigen Beziehung von Mensch & Maschine

Autor/innen

  • Reinhold Popp Sigmund Freud Privatuniversität Wien

DOI:

https://doi.org/10.15135/2022.10.2.1-13

Abstract

Im diesem Beitrag werden vorerst die zwar überzogenen, aber weit verbreiteten Erwartungen an die Leistungsfähigkeit von Technologien (mit besonderer Berücksichtigung der so genannten künstlichen Intelligenz) analysiert. Für diese technikverliebten Zukunftsbilder gibt es zumindest drei Gründe:

1.) Sprachliche Übertreibungen (z. B. „digitale Revolution“),

2.) monokausaler und monoperspektivischer Technofuturismus in den Medien sowie

3.) allzu umstandslose Prognosen der wissenschaftlichen Technikvorausschau.

Selbstverständlich wird der Einsatz vielfältiger Technologien im Allgemeinen und künstlich intelligenter Maschinen im Besonderen zukünftig in nahezu allen Lebensbereichen dynamisch wachsen. Aber manche Visionen des technologischen Transhumanismus (u. a. die baldige Produktion von ewig lebenden High-Tech-Übermenschen) sind und bleiben Science Fiction.

Außerdem wird plausibel argumentiert, dass im Vergleich mit der künstlichen Intelligenz die Leistungsfähigkeit des in der langen Evolution des Homo sapiens entwickelten hochkomplexen Gesamtkunstwerks der menschlichen Intelligenz nicht unterschätzt werden sollte.

Weiters wird gezeigt, dass die Implementation neuer Technologien meist deutlich langsamer vor sich geht als dies in den Entwicklungsabteilungen der Technologiekonzerne erwartet wird. Für die Verlangsamung des technologischen Wandels sorgen sowohl institutionelle als auch individuelle Faktoren.

Abschließend wird den zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten eines technologischen Transhumanismus und eines technologischen Totalitarismus die optimistische Vision eines technologischen Humanismus gegenüber gestellt.

Autor/innen-Biografie

Reinhold Popp, Sigmund Freud Privatuniversität Wien

(* 1949) ist einer der wenigen Hochschullehrer, die sich systematisch mit Zukunftswissenschaft befassen. Er absolvierte ein Doktoratsstudium (Pädagogik, Politikwissenschaft, Psychologie) sowie eine Ausbildung für Psychotherapie (IP) und eine Weiterbildung für Klinische Psychologie und Gesundheitspsychologie. Nach seiner Habilitation leitete er von 1986 bis 2013 zukunftsorientierte Forschungszentren in Salzburg und Wien sowie ein Doktoratsprogramm („Zukunft - Bildung - Lebensqualität“) an der Universität Innsbruck. Seit 2014 ist er Gastwissenschaftler an der Freien Universität Berlin sowie seit 2016 Gastprofessor an der SFU-Wien, und seit 2017 leitet er an dieser Universität das „Institute for Futures Research in Human Sciences“.

www.reinhold-popp.at

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Veröffentlicht

2022-12-24

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