Keine Panik! „Crystal Meth“ in Oberösterreich zwischen Normalisierung und Problemakkumulation als Fallbeispiel einer Drogenpanik
Eine kritische Analyse von ExpertInnenmeinungen
DOI:
https://doi.org/10.15135/2019.7.1.14-31Abstract
In den Jahren ab 2010 richtete sich in Oberösterreich die Aufmerksamkeit zunehmend auf das Phänomen „Crystal Meth“-Konsum. Spätestens ab 2012 wurde für den Großteil der InterviewpartnerInnen eine Zunahme des Konsums und ein Anstieg von Problemen in Zusammenhang mit dem Konsum sichtbar. In der Folge nahmen die Behandlungszahlen in der Suchtmedizin und die Anzeigen durch die Exekutive bzgl. Methamphetamin weiterhin zu. Am Höhepunkt dieser Entwicklung in den Jahren 2012 bis 2014 kann man von einer Drogenpanik sprechen. Zu diesem Zeitpunkt dominierte das Narrativ über die unausweichlichen Verelendungsfolgen des Crystal Meth-Konsums (Substanzerzählung); die Erzählung über die bio-psycho-sozialen Bedingungen der KonsumentInnen als maßgebliche Variablen geriet vorübergehend aus dem Blick. Anschließend kam es bei KonsumentInnen in Oberösterreich zu unterschiedlichen Entwicklungsverläufen: Einerseits zu einer Normalisierung (Rückgang der KonsumentInnenzahlen und damit verbundener Probleme, kompetentere und schadensminimierende Konsumformen), andererseits zu Problemkumulierungen in Hochrisikogruppen. Befürchtungen, dass sich der Methamphetaminkonsum epidemisch in weiten Teilen der Bevölkerung ausbreiten könnte, sind nicht eingetroffen. Die Crystal Meth-Panik in Oberösterreich ist ein Fallbeispiel unter anderen, wie Drogenpaniken entstehen, sich aufschaukeln und nach einiger Zeit in einen Normalisierungszustand übergehen.
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