Die unendliche Geschichte als Kunstmärchen – Interpretation und individualpsychologischer Zugang

Autor/innen

  • Elisabeth Heinzl

DOI:

https://doi.org/10.15136/2016.3.2.81-89

Abstract

Literatur dient als Sozialinstrument der Bildung und Unterhaltung, kann als Kreativwerkzeug vor allem zur Entwicklung des Individuums beitragen. Der Leser komplettiert Texte durch seine Kreativität, seinen Blick auf die Welt, der durch die persönliche Geschichte geprägt ist. Die Unendliche Geschichte als Kunstmärchen betrachtet und individualpsychologisch interpretiert, behandelt den Transfer des Ichs zwischen Innen und Außen. Der Protagonist erlebt eine Reise auf zwei Ebenen, die in Prosa verfasst, auf die Märchenhaftigkeit des Textes verweist. Die Expedition durch das Land Phantasien lässt ihn magische und fantastische Abenteuer erleben. Die Reise in sein Inneres führt den Helden zu dem zentralen Irrtum in seinem Lebenskonzept, der sich durch tiefe Minderwertigkeitsgefühle manifestiert hat. Die Neurose verweigert die Entfaltung des Ichs, da im Zuge der verzweifelten Selbstsicherung starre Konstrukte aufrechterhalten werden müssen. Adlers Überlegungen zum Begriff Gemeinschaftsgefühl, das mit den Säulen Liebesfähigkeit und Arbeitsfähigkeit das Konzept einer geglückten Entwicklung beschreibt, bilden das Gegenstück zur neurotischen Erstarrung. Der Protagonist kann im Zuge seiner Exploration die fixe Leitlinie aufgeben und stattdessen Identifikation, dem Zugang zur Innenwelt, Raum geben.

Literaturhinweise

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Online Quellen

www.enzyklo.de/Begriff/kunstmaerchen. [14.12.2015]

www.volksmaerchen.de/maerchen.php. [14.12.2015]

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Veröffentlicht

2016-12-02