Gemeinschaftsgefühl reloaded: Communityorientierung und Schlüsselkompetenzen
DOI:
https://doi.org/10.15136/2014.1.1.16-37Abstract
Alfred Adler sah im Gemeinschaftsgefühl das entscheidende Gegengewicht gegen das Machtstreben. Der Begriff selbst blieb bei ihm verwaschen und so unpräzise definiert, dass er im Laufe der Zeit immer mehr in den Hintergrund geriet, wenn es darum ging, das individualpsychologische Theoriengebäude „fit for science" zu machen. In den letzten Jahren allerdings eröffnen sich neue Chancen für eine großangelegte „Renaissance" des für individualpsychologisches Denken so zentralen Denkansatzes, der hinter dem Wort Gemeinschaftsgefühl steht. Die von der EU im Zuge des Bologna-Prozesses massiv geforderten Schlüsselkompetenzen wurden und werden im Bereich pädagogischer Konzeptgestaltungen zwar allerorten genannt und an entsprechenden Stellen in Texten eingebaut, sie bleiben aber vor allem im hochschuldidaktischen Bereich bei genauer Betrachtung zumeist leere Worthülsen. Konkrete Umsetzungen in Gestaltungen pädagogischer Studiengänge, vor allem jener des Lehrerinnen- und Lehrerbildungsbereiches, fehlen nach wie vor. Der Artikel hebt einerseits kritisch hervor, dass auch in den verschiedenen nationalen und internationalen Kompetenzkatalogen communitybezogene Kompetenzen zu kurz kommen, und diskutiert einige hochschuldidaktische Aspekte, auf deren Basis konkret die Förderung von Schlüsselkompetenzen in Studienrealität umgesetzt werden kann. Dabei wird der systematisch rekonstruierte Begriff des Gemeinschaftsgefühls zum Organisator pädagogischer Innovationen.
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