Psychotherapie und Neurowissenschaften – Quo Vadis?

Autor/innen

  • Karin Skop Sigmund Freud PrivatUniversität Wien

DOI:

https://doi.org/10.15135/2019.7.2.20-32

Abstract

In diesem Beitrag wird auf die Verschmelzung von Psychotherapie und Neurowissenschaften eingegangen und gezeigt, dass eine neurowissenschaftliche Fundierung der Psychotherapie problematisch ist, weil der implizite Reduktionismus des Subjektiven in der KlientInnenbehandlung keinerlei nennenswerten Fortschritt bringt. Das Projekt einer Neuropsychotherapie hat im letzten Jahrzehnt an Brisanz verloren, die es möglicherweise außerhalb der neurowissenschaftlichen Gebietsvereinnahmung und Heilsversprechen nie gehabt hat. Die Hypothese, dass das neurowissenschaftliche Programm in der Psychotherapie nur am Rande rezipiert wird und in der Psychotherapiewissenschaft eine untergeordnete Rolle spielt, wird anhand aktueller Beispiele und Literatur dargelegt. Dabei ist vor allem zu bedenken, dass sich die bis dato einzig wahrnehmbaren Versuche eine neuropsychotherapeutische Schule zu etablieren, nicht im Geringsten in der Praxis der Psychotherapielandschaft durchgesetzt haben. Was eindeutig für den Fortbestand eines Methodenpluralismus spricht.

Autor/innen-Biografie

Karin Skop, Sigmund Freud PrivatUniversität Wien

Ausbildung zur Verhaltenstherapeutin, eingetragene Psychotherapeutin seit 2007, Studium der Psychotherapiewissenschaften 2010-2019, Doktorandin der Psychotherapiewissenschaften zum Thema "Psychotherapie und Neurowissenschaften". Tätig als Qualitätsbeauftragte im psychosozialen Angebotsbereich des Hilfswerk NÖ. 

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Veröffentlicht

2019-12-20

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