Überlegungen zum Abstinenzbegriff

Autor/innen

  • Christine Geißler
  • Peter Geißler
  • Otto Hofer-Moser

DOI:

https://doi.org/10.15136/2024.11.2.57-87

Abstract

Im Beitrag wird zunächst auf die Entwicklung des Abstinenzbegriffs innerhalb der Psychoanalyse Freuds Bezug genommen, in Zusammenhang mit dessen Menschenbild. Die Kontroverse zwischen Tilmann Moser und Thea Bauriedl zeigt beispielhaft, wie heftig die Auseinandersetzung rund um die Frage der Abstinenz ausfallen kann und verdeutlicht das Spannungsfeld zwischen Psychoanalyse und Körperpsychotherapie. Auf Basis von Schriften neuerer Autor*innen wie Daniel Stern, Siegfried Bettighofer, Gisela Worm und anderen wird aufgezeigt, dass eine Vermeidungshaltung hinsichtlich der Handlungsebene und der Bedürfnisbefriedigung nicht mehr zeitgemäß erscheint und Abstinenz daher neu zu definieren ist, nämlich als innere Haltung der*des Therapeut*in. Dies betrifft auch die erotische Dimension, den erotischen Spielraum. Weitere Begrifflichkeiten wie optimale Responsivität oder selektive Authentizität werden diskutiert.

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2024-12-29

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