HUMOR – Sonst kriegen wir noch die Krise
Forschungsarbeit zum Thema Humor in der Corona-Pandemie
DOI:
https://doi.org/10.15136/2022.9.1.91-107Abstract
Im Rahmen einer Forschungswerkstatt haben sich die Autorinnen und der Autor dieses Artikels damit beschäftigt, wie sich Humor in Zeiten der Krise zeigt. Mittels einer Fokusgruppe, bestehend aus Individualpsycholog*innen in unterschiedlichen Fachgebieten, und einer ausgewählten Karikatur wurde der humoristische Zugang der Individualpsycholog*innen in der Expert*innenrunde beobachtet. Die Erkenntnisse der Fokusgruppe wurden im Anschluss daran mittels der dokumentarischen Methode analysiert. Als Grundlage dafür dienten Alfred Adlers individualpsychologische Theorien. Folgende Fragen wurden behandelt: Was ist beobachtbar, wenn Humor in einer Gruppe von Individualpsycholog*innen während der Corona-Pandemie Thema ist? Und welche Möglichkeiten eröffnen sich durch eine humorvolle Haltung in der Corona-Krise? In der abschließenden Diskussion wurden die Ergebnisse um Hypothesen für die Bedeutung des Themas Humor in der Krise auf gesellschaftlicher Ebene für das intrapsychische Geschehen sowie für die Zukunft erweitert. Die gewonnenen Erkenntnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: Um einerseits Humor in der Krise zulassen zu können, ist eine gewisse Distanz zu ihr vonnöten. Andererseits schafft der Humor aber auch die notwendige Distanz zur Krise. Darüber hinaus wurde ersichtlich, dass das Thema Humor grundsätzlich, aber vor allem in der Krise, von jedem Menschen individuell definiert wird und sich so ein ständiger psychischer Balanceakt ergibt.
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