Introspektion und Psychotherapie

Autor/innen

  • Anne Iris Miriam Anders Institut für Ethnologie, Ludwig-Maximilians-Universität München

DOI:

https://doi.org/10.15135/2019.7.2.55-70

Abstract

Introspektion bildet die Grundlage für die Entwicklung einer therapeutischen Beziehung und wirkt auf Psychotherapieprozess und -ergebnis. Das Erlernen introspektiver Methoden erfordert angewandte Lernprozesse auf der Basis eines Verständnisses ihrer zentralen Elemente. Im Sinne einer transkulturellen Vorgangsweise wurden in buddhistischen Kontexten schulenübergreifend benutzte, essentielle Trainingstechniken an Psychotherapeuten, Psychotherapiepatienten und Studierende unterrichtet und hierüber deren Selbstbezugsentwicklung, Emotionsregulation und Empathie untersucht. Während es die Vorgabe gradueller Lernprozesse ermöglichte über die in buddhistischen Meditationskontexten derzeit vorkommenden Stereotypenbildungen und Superimpositionen hinaus zu reichen, erlaubte die Nutzung qualitativer Methoden eine Analyse des Sprachgebrauchs der Probanden für die entsprechenden inneren Prozesse. Die Kategorisierung der Ergebnisse in Trainingstechniken, essentielle Aspekte, transiente Erfahrungen, Effekte oder Integration ermöglichen eine weitere Annäherung an die spezifischen Einflussfaktoren für introspektive Lernprozesse, die Quantifizierung einzelner Faktoren und Theoriebildung. Die differenzierten Ergebnisse in Selbstreferenzierung, Emotionsregulation und Empathie beinhalten Implikationen nicht nur für Psychotherapeuten und deren Patienten im Kontext klinischer Tätigkeit, sondern auch für die Psychotherapieausbildung und Psychotherapieforschung.

Autor/innen-Biografie

Anne Iris Miriam Anders, Institut für Ethnologie, Ludwig-Maximilians-Universität München

Miriam Anders hat ein Bakkalaureat in Buddhist Studies an der Kathmandu University und das Magisterstudium der Tibetologie und Buddhismus mit einer Magisterarbeit über Tibetische Medizin an der Universität Wien abgeschlossen. Sie promovierte in den Fächern Psychologie (Ludwig-Maximilians-Universität München) und Psychotherapiewissenschaft (Sigmund Freud Privatuniversität Wien). Derzeit leitet sie ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziertes Forschungsprojekt (TransTibMed) zur Tibetischen Medizin und Gesundheit in buddhistischen Zentren.

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Veröffentlicht

2019-12-20

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